MetaSmile Blog
Wirksamkeit der NLP-Methoden wissenschaftlich belegt
Vom Paria zum MusterschĂŒler
Feldenkrais, Perls, Satir, Erickson
Artikel basiert auf einem Erstabdruck im Praxis Kommunikation 05/2015
NLP wirkt aber wen interessiert's!?
Wer kennt das nicht. Wir haben vor Wochen bei einem Kunden erfolgreich einen VerĂ€nderungsprozess angestoĂen â mit Formaten wie Integration-of-Conflicting-Beliefs, 6-Step-Reframing oder Re-Imprinting â und kommen gerade von einem FeedbackgesprĂ€ch mit ihm. Der Kunde ist ĂŒberglĂŒcklich und erinnert sich kaum noch an sein Problem: âEin Kontrollfreak soll ich gewesen sein? Jetzt lese ich auf Dienstreisen nur noch jeden zweiten Tag mal die Mails und, ich schwöre es, auĂer âGut so! Weitermachen!â habe ich nichts zurĂŒckgemailt!â Das ist doch Alltag fĂŒr uns NLP-Coaches, oder?
Nun fahren wir also zufrieden im Zug nach Hause und geraten irgendwann ohne groĂe Anstrengung in ein GesprĂ€ch mit unserem Sitznachbarn. Der outet sich als Psychologe oder Psychiater und jammert, wie schwierig es sei, Menschen zu helfen sich zu verĂ€ndern. Wir sind ja gut drauf, widersprechen ihm und erzĂ€hlen voller Stolz von unserem Erfolg.
Und anstatt uns zu beglĂŒckwĂŒnschen, schaut er uns entsetzt an: âWas? Sie arbeiten mit NLP? Das ist doch von Kopf bis FuĂ unwissenschaftlich! Keine einzige der Thesen hat einer wissenschaftlichen ĂberprĂŒfung standgehalten!â Unsere Laune kriegt einen DĂ€mpfer und wir argumentieren dagegen. Aber es hilft nichts: âNLP ist eine Pseudowissenschaft!â
Bevor wir unsere Laune ganz verlieren, steigt der Dr. med. oder Dr. psych. ohne sich zu verabschieden aus und wir denken: HÀtten wir nur etwas, was wir ihm zeigen könnten, dass die methodischen Vorgehensweise des NLP wirken!
In diesem Artikel finden Sie die Nachweise
Nun, dieses Etwas kann ich hier bieten. Gerhard Roth, nach einem Ranking der Zeitschrift Cicero (09 / 09) der einflussreichste Naturwissenschaftler Deutschlands, hat vor Kurzem die Resultate seiner Arbeit ĂŒber das, was in Therapien wirklich wirkt, veröffentlicht. Daraus lassen sich fĂŒr das NLP ganz erstaunliche Erkenntnisse ableiten. Doch der Reihe nach.
NLP entstand in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch das AufspĂŒren von Gemeinsamkeiten und Meta-Strukturen in der Vorgehensweise berĂŒhmter Therapeuten und Kommunikatoren. Das dabei erarbeitete Modell, Neurolinguistisches Programmieren, kurz NLP genannt, wurde in zahlreichen BĂŒchern publiziert und ist heute, zusammen mit seinen Mastermodellen, das in Deutschland am meisten gelehrte und angewendete Kommunikationsmodell [1]. Die Coaching-Bewegung, die in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist, ist ohne die BeitrĂ€ge der Palo-Alto-Gruppe (Mental Research Institute: Haley, Jackson, Satir, Watzlawick und Weakland) und des NLP wohl kaum denkbar.
Das Stigma der "Unwissenschaftlichkeit"...
Diesem praktischen Erfolg der Methode NLP steht bis heute eine groĂe akademische Skepsis gegenĂŒber. Diese Skepsis findet ihre BegrĂŒndung hauptsĂ€chlich in der wissenschaftlichen ĂberprĂŒfung der Hypothese der Augenbewegungsmuster in den 80er- und 90er-Jahren. Mit den damals angewendeten Methoden konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Hypothese der Augenbewegungsmuster einer wissenschaftlichen ĂberprĂŒfung standhĂ€lt. Als Folge davon ereilte die Methode NLP entgegen ihrer groĂen Verbreitung und hohen Anwendungstauglichkeit das Stigma der âUnwissenschaftlichkeitâ.
...ist widerlegt!
Neue Untersuchungen [2] konnten diese vor 20 bis 30 Jahren behauptete Unwissenschaftlichkeit widerlegen. Sie wiesen nach,
- dass die Vorannahme der Wissenschaftler, dass das Modell der Augenzugangshinweise zentral fĂŒr die Methode NLP sei, falsch ist. Bei den Augenzugangshinweisen handelt es sich nur um eines von hunderten NLP-Modellen, das zudem marginal ist.
- dass die Studien zudem schwere methodische Fehler aufweisen und deshalb selbst den Standards guter wissenschaftlicher Arbeit nicht genĂŒgen.
Arbeite praktisch nie mit Augenzugangshinweisen
Wenn ich heute nach fast 30 Jahren praktischer Anwendung der Methoden des NLP und nach ĂŒber 1000 Coachings auf meine Arbeit zurĂŒckschaue, muss ich bestĂ€tigen, dass ich praktisch nie mit den Augenzugangshinweisen gearbeitet habe. Viel wichtiger waren bestimmte Grundannahmen des NLP, so etwa die, dass kognitives Verstehen der Probleme keine VerĂ€nderung bringt oder dass ohne Rapport nichts geht. Im Herbst 2014 hat nun der Neurobiologe Roth sein Buch âWie das Gehirn die Seele machtâ [3] veröffentlicht und darin die Ergebnisse aus mehr als zehn Jahren Forschung ĂŒber die Wirksamkeit psychologischer Interventionen vorgelegt. Die LektĂŒre zeigt, dass die meisten der durch die Methode NLP stipulierten Hypothesen der wissenschaftlichen Wirksamkeitsforschung standgehalten haben und bestĂ€tigt wurden.
Zur Einordnung der Erkenntnisse Roths sei noch Folgendes gesagt. Seit den 80er-Jahren erforschen UniversitĂ€ten die Wirksamkeit therapeutischer Interventionen. Pionier auf diesem Gebiet war Klaus Grawe (UniversitĂ€t Bern). [4] Gerhard Roth (UniversitĂ€t Bremen) [5] hat diese Arbeiten weitergefĂŒhrt und als Neurobiologe mit seinem Team nachzuweisen versucht, welche von den Therapievertretern behaupteten Grundwirkungsweisen der Therapien, von denen genĂŒgend wissenschaftlich auswertbares Datenmaterial vorliegt, neurobiologisch betrachtet als gesichert gelten können. Es handelt sich bei den Therapien um die Verhaltenstherapie, die kognitive Verhaltenstherapie, die Psychoanalyse und die psychodynamische Therapie.
Das Verstehen des Problems hilft nicht es zu lösen.
Roth und sein Team kommen u. a. zu folgenden Ergebnissen:
- Es ist, neurobiologisch betrachtet, tatsĂ€chlich so, dass, wie die Psychoanalyse behauptet, PrĂ€gungen in der Kindheit und Jugend einen groĂen Einfluss auf unser Verhalten als Erwachsene haben.
- Die Hypothese von Freud, dass intellektuelles Verstehen die PrĂ€gung neutralisiert, ist wissenschaftlich nicht haltbar: Intellektuelles VerstĂ€ndnis verstĂ€rkt sie eher noch. Verstehen der PrĂ€gung dient dem Therapeuten höchstens zur Bestimmung der nĂ€chsten Schritte. Zitat: âDas Aufdecken der unbewussten oder verdrĂ€ngten Ursachen des Leidens als solchem hat keinerlei direkten therapeutischen Wert, es dient aber, â und das ist wiederum sehr wichtig â dem Therapeuten als Richtschnur fĂŒr die therapeutische Vorgehensweise sowie als Grundlage der Aufbereitung der emotionalen Erfahrung.â
- Es ist, neurowissenschaftlich betrachtet, auch nicht so, wie die kognitive Verhaltenstherapie behauptet, dass das Denken die GefĂŒhle verĂ€ndern kann. Eher scheint es umgekehrt zu sein: das GefĂŒhl gibt die Richtung des Denkens vor: â[...] kognitive Umstrukturierung alleine (kann) keinen therapeutischen Effekt haben. Vielmehr muss zuallererst eine emotionale Umstrukturierung stattfindenâ.
- Die Therapie vermag keine alten Inhalte zu löschen. Es kommt vielmehr zu einem Ăberlernen alter Inhalte. Zitat: âFĂŒr die von einigen Verhaltenstherapeuten behauptete vollstĂ€ndige Löschung traumabedingter âFehlverdrahtungenâ etwa in der Amygdala liegen also bisher keinerlei neurobiologische Beweise vor.â Und: â... es (kommt) im Gegensatz zu frĂŒheren Anschauungen nicht zu einer Lösung dysfunktionaler psychischer ZustĂ€nde, son- dern zu einem â mehr oder weniger stabilen â Ăberlernen, das immer bedroht ist von RĂŒckfĂ€llen in die alten VerhĂ€ltnisse.â [6]
- Kein behaupteter Wirkungsmechanismus der untersuchten Therapien erweist sich als neurowissenschaftlich vollstÀndig haltbar.
- Das Einzige, was wissenschaftlich nachgewiesen einen Einfluss auf den Erfolg der Therapie hat, ist die âtherapeutische Allianzâ. Die angewendeten Verfahren scheinen zweitrangig. Hat der Mandant die Möglichkeit, zu seinem Therapeuten Vertrauen zu gewinnen, dann ist ein Erfolg möglich. Ist dies nicht der Fall, dann ist ein Erfolg weniger wahrscheinlich.
- Eine erfolgreiche therapeutische Vorgehensweise besteht aus der therapeutischen Allianz und dem daran anschlieĂenden Verfahren entsprechend einer Schule.
Einzig die âtherapeutische Allianzâ beeinflusst nachweisbar den Erfolg
Was bedeuten diese Untersuchungen von Roth und seinen Mitarbeitern fĂŒr die Methode NLP? Ihre Erkenntnisse bestĂ€tigen die Wirksamkeit von sechs zentralen Hypothesen des NLP als wissenschaftlich gesichert. Wer diese Hypothesen nachlesen möchte, findet auch hier die Quellen in den FuĂnoten:
- Vor jeder Intervention ist Rapport (= eine therapeutische Allianz) aufzubauen. [7]
- Die Intervention selbst besteht aus Rapport und dem angemessenen Format, also der therapeutischen MaĂnahme.
- Die VerĂ€nderungen selbst finden nicht durch VerĂ€nderung der Gedanken statt, sondern durch die VerĂ€nderung der mit den Gedanken verbundenen GefĂŒhle, etwa durch das Einbringen emotionaler Referenzerfahrungen (Ressourcen). [8] [9]
- FrĂŒhe PrĂ€gungen sind ausschlaggebend fĂŒr das heutige Verhalten - erwachsener Menschen. [10]
- Das Aufdecken der PrĂ€gungen löst diese nicht auf, dient aber als Richtschnur fĂŒr die weitere Vorgehensweise des Therapeuten.
- Diese VerĂ€nderungen löschen die âalten Landkartenâ nicht, sondern erweitern diese mit neuen Möglichkeiten zu fĂŒhlen, zu denken und zu handeln: Die Wahlmöglichkeiten werden erweitert. [11] [12]
NLP: Wirksamkeit der Kernhypothesen wissenschaftlich belegt
Wenn wir den Ergebnissen der wissenschaftlichen Erkenntnisse von Roth vertrauen dĂŒrfen, dann können wir die methodischen Vorgehen des NLP nicht mehr als pseudo- oder gar unwissenschaftlich betrachten. Im Gegenteil. NLP kann als die einzige therapeutische Interventionslehre erkannt werden, von welcher die Wirksamkeit von sechs Kernhypothesen wissenschaftlich nachgewiesen ist!
Roth beendet sein Werk mit verschiedenen Desiderata. Eines davon lautet: âDie Einsicht, dass betrĂ€chtliche Anteile der jeweils orthodoxen Wirkungsmodelle der Psychotherapierichtungen wissenschaftlich nicht haltbar sind, sollte diese Richtungen dazu bewegen, stĂ€rker ĂŒber Gemeinsamkeiten nachzudenken und gleichzeitig die notwendige Methodenvielfalt zu akzeptieren.â [13]
Ein unpragmatischer Zugang tut not
Genau das ist es, was die NLP-GrĂŒnder Bandler, Grinder und Pucelik seinerzeit herausfinden wollten: Könnte es bestimmte Vorgehensweisen geben, welche der Gestalttherapeut Fritz Perls, die systemische Familientherapeutin Virginia Satir, der Hypnotherapeut Milton Erickson und der Körpertherapeut MoshĂ© Feldenkrais, von einer integrativen Warte aus betrachtet, gleich machen? Antworten auf diese Frage wurden vor fast 50 Jahren gefunden und das so entstandene Meta-Modell nennt sich NLP: Neurolin- guistisches Programmieren.
Sollten Sie demnĂ€chst also wieder einmal einem Wissenschaftsfreak begegnen, drĂŒcken Sie ihm einfach diesen Artikel in die Hand oder noch besser: Geben Sie ihm diesen Link: www.nlp.ch - metasmile blog. Dort kann er sich diesen Text hier inklusive allen zitierten Fundstellen herunterladen. Und seien Sie mal gespannt, was er dann sagt.
Quellen:
[1] http://www.managerseminare.de/ta_Artikel/Methodenstudie-Weiterbildungsszene-2014-Know-how-Vorsprung-dank,232409
[2] Wake, Lisa; Gray, Richard M.; Bourke, Frank S.: The Clinical Effectiveness of Neurolinguistic Programming â A critical appraisal. Routledge, London 2013
[3] Gerhard Roth; Nicole StrĂŒber: Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta, Stuttgart 2014
[4] Grawe, Klaus; Donati, Ruth; Bernauer, Friederike: Psychotherapie im Wandel â von der Konfession zur Profession. Hogrefe, Göttingen 1994; Grawe, Klaus: Neuropsychotherapie. Hogrefe, Göttingen 2004
[5] Gerhard Roth; Nicole StrĂŒber: Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta, Stuttgart 2014
[6] ebd. S. 376f.
[7] Dilts, Robert B.; Delozier, Judith A.: The Encyclopedia of Systemic Neuro-Linguistic-Programming and NLP New Coding. NLP University Press, 2000. S. 1051
[8] Haley, Jay: On Milton H. Erickson: Routledge, New York 2013. S. 34
[9] Dilts, Robert B.; Delozier, Judith A.: The Encyclopedia of Systemic Neuro-Linguistic-Programming and NLP New Coding. NLP University Press, 2000. S. 1117
[10] ebd. S. 534
[11] ebd. S. 376f.
[12] ebd. S. 156f.
[13] Gerhard Roth; Nicole StrĂŒber: Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta, Stuttgart 2014. S. 381
Titelfoto 'Feldenkrais, Perls, Satir, Erickson' durch PraxisKommunikation, weitere Fotos und Untertitel durch NLPA eingefĂŒgt.
Download des ungekĂŒrzten Urspungstext dieses Artikel.
Stichworte
Virgina Satir | Therapie | Psychologie | Milton Erickson | Geschichte des NLPAdrian Schweizer
Praktiziert(e) als Offizier die Konfliktlösung mit Macht, als Rechtsanwalt mit Recht und als Mediator und Executive Coach mit Interessenausgleich. Er absolvierte seine NLP-Ausbildung bei Gründern und Aktivisten des NLP. Seit 1994 ist er Master-Trainer (Robert Dilts) und seit 2002 certified Trainer der Society of NLP. Mit Reiner Ponschab hat er verschiedene Bücher zur Mediation und zur kooperativen Konfliktlösung geschrieben und arbeitet heute als Executive Coach und Wirtschaftsmediator in Europa und Übersee. Als Dozent an in- und ausländischen Universitäten und Hochschulen lehrt er Mediation, Kommunikation und Coaching.
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