Arbeitsblätter und Inspiration
Copy-Please statt Copyright
Interview mit NLP Trainerin Megha Baumeler, NLP Akademie Schweiz
SPUREN: Im Unterschied zu Autoren, die ein Copyright beanspruchen, forderst Du auf jeder Seite Deiner Handbücher zur NLP-Ausbildung "Copy Please". Wie bist Du auf diese verrückte Idee gekommen?
MB: Dass es eine verrückte Idee ist, merkte ich erst hinterher. Die Leute reagieren freudig und mit Erleichterung: "Endlich ein Mensch, der einfach gibt", oder: "Hier darf ich ohne schlechtes Gewissen etwas wiederverwerten."
Konkret haben mich zwei Gründe zu "Copy Please" geführt: erstens meine Vision einer Welt, in der ich gerne leben würde. Sie zeigt einen Überfluss an Ideen und Menschen, die sich an der Kreativität ihrer Mitmenschen und an Zusammenarbeit freuen. Zweitens muss jeder Schritt, den ich in die Zukunft gehe, die Qualitäten meiner Vision beinhalten. Sonst gelange ich nie dorthin. "Copy Please" ist ein Schritt in diese Richtung.
Wer ein Copyright beansprucht, geht davon aus, dass Ideen nur beschränkt vorhanden sind - eine enge Denkweise.
SPUREN: Bist Du dieser Denkweise auch im Umfeld des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) begegnet?
MB: NLP macht nichts anderes, als die Ideen anderer zu analysieren und allgemein zugänglich zu machen. Wir holen Strategien von erfolgreichen Therapeuten wie Erikson und Satir, zerlegen ihre Vorgehensweise in einzelne Bausteine und setzen diese nachvollziehbar zu etwas Neuem zusammen. Trotzdem beanspruchen einzelne Begründer von NLP ein Copyright.
SPUREN: Willst Du den nie ein Genie werden oder sein?
MB: Doch, aber ein Genie werde ich ja nicht, indem ich mich abgrenze. Genial ist für mich, wer sich für das Existentielle und Wunderbare öffnen kann. Das Genie ist der durchlässige Kanal, der sämtliche Teile seines Biocomputers bereithält, um das, was durchkommt, individuell zu mischen.
SPUREN: Und wenn nun jemand Dein Buch, Deine Ideen als seine eigenen ausgibt und verkauft?
MB: heisst, die anderen können damit machen, was sie wollen. Wenn ich dennoch wütend werde, so ist das mein Problem. Mein Ärger signalisiert, dass ich hinter meiner Vision herhinke und noch mehr loslassen will. Doch zu meiner Vision gehört auch Fairness, ein Nehmen und ein Geben, und wer unfair handelt, der hat meine Vision definitiv verpasst. Natürlich meinen wir mit 'Copy please' eben kopieren oder den Text übernehmen und selber bearbeiten. Wenn jemand also unsere Handouts 1 zu 1 kopiert und dabei nur unsere Fusszeile abdeckt bin ich offengestanden schon ein wenig irritiert.
Interview aus: SPUREN Magazin, Wartstrasse 3, 8400 Winterthur, Tel. 052-212 33 61, Fax 052-212 33 71 (1992); Probenummern anfordern!